Am Anfang der homöopathischen Behandlung steht eine umfassende Fallaufnahme. Sie dauert bei Erwachsenen im chronischen Fall meist um die zwei Stunden. Neben aktuellen Beschwerden und zurückliegenden Erkrankungen geht es auch um Ihr Befinden, Ihre Lebenssituation und um ein Gesamtbild der Reaktionen, etwa in Bezug auf Wärme und Kälte: Allgemeinsymptome dieser Art können als Charakteristiken zur Auffindung eines homöopathischen Mittels sehr wichtig sein.
Im Gespräch schildern Sie, wo Ihre Themen liegen - durch die Art Ihrer Beschwerden werden die Schwerpunkte in der Anamnese gesetzt. Hierbei gibt es kein Richtig und Falsch, vielmehr geht es um eine wertfreie Wahrnehmung.
Die Gesamtheit der Symptome wird erfasst und die Prioritäten für den Verlauf werden erarbeitet. Danach wird - passend dazu - ein einzelnes zentrales Mittel verabreicht. Je nach Schwere der Erkrankung kann nach einer ersten Reaktion schrittweise eine umfassende Umstimmung folgen. Der Organismus wird von innen her harmonisiert - dann kann Gesundheit sich wieder einstellen.
Eine Anamnese im Akutfall beschränkt sich auf Symptome, die erst seit kurzer Zeit bestehen und dauert entsprechend kürzer, ein Beispiel ist der epidemische grippale Infekt. Auch die Therapie von Verletzungen durch Unfälle gehört in den akuten Bereich. Ggf. begleitend zu notwendigen chirurgischen Maßnahmen wird der Heilungsverlauf beschleunigt, Komplikationen und Folgeerscheinungen können vermieden werden.
Durch die Gabe eines Mittels entstehen Veränderungen, daher sollten Sie nicht ein Mittel in gleicher Form immer weiter einnehmen. Folgetermine sind wichtig, damit die Behandlung und auch die Mittelgabe an die Reaktionen und an den aktuellen Prozess abgestimmt und angepasst werden können. So erhält die Selbstheilungskraft immer wieder neue Impulse zum Heilungsprozess.
Priorität hat der Aufbau von Energie im persönlichen Befinden - wenn Sie merken, dass es Ihnen "gut geht": Dann entstehen Kraft und Raum, durch die die körpereigene Abwehr und die Selbstheilungskräfte sich neu organisieren können. Blockaden auf dem Weg zur Heilung können auf sanfte Art gelöst werden - dann werden bald körperliche Heilungsprozesse folgen.
In der chronischen Behandlung finden Folgetermine je nach Bedarf etwa alle 6 - 8 Wochen statt, sie dauern im Allgemeinen zwischen 30 und 60 Minuten. Zur Vorsorge oder bei einem stabilen Verlauf können auch zwei Termine im Jahr zur Kontrolle ausreichend sein.
Es ist möglich, daß sich Symptome im Schwerpunkt in einen anderen Bereich verlagern, daß neue Beschwerden erscheinen oder alte Beschwerden wieder auftauchen. Die Art und Weise der Veränderungen werden in die Art der Behandlung mit einbezogen: die einzelnen Organsysteme stehen im Zusammenhang miteinander und daraufhin wird auch der Heilungsverlauf beurteilt.
Es nützt Ihnen nichts, die Körperbereiche voneinander zu trennen - wenn zwar Ihr Hautauschlag verschwindet, aber dafür haben Sie dann beständig asthmatische Beschwerden! Die klassische Homöopathie bietet ein sehr klares therapeutisches Konzept, im Besonderen für den chronischen Fall gibt es strukturierte Regeln zur Beurteilung, ob ein Heilungsprozess im Ganzen stattfindet.
Eine Vorhersage über die Behandlungsdauer insgesamt ist nicht möglich, sie wird etwa durch die Schwere der Erkrankung, die eigene Kraft oder auch durch äussere Umstände beeinflusst.
Sofern lediglich die Funktion von Organen gestört ist, kann die Homöopathie in allen Bereichen Veränderungen bewirken. Grenzen der Homöopathie zeigen sich in stark fortgeschrittenen Zuständen, in denen bereits massive Gewebeschäden oder -veränderungen stattgefunden haben: z.B. rheumatisch stark verformte Gelenke. Auch bei stark geschwächter Lebenskraft in sehr hohem Alter oder nach sehr langer, schwerer Krankheit zeigen sich Grenzen. Oft geht es vor allem darum, Erschöpfung aufzufangen oder Schmerzen zu vermindern. Diese Beschwerden können dann gelindert und der weitere Verlauf günstig beeinflusst werden.
Notwendige chirurgische Massmahmen, z.B. nach Unfällen, aber auch nach sonstigen Operationen, werden in begleitender Behandlung unterstützt - um die Heilung zu beschleunigen, Komplikationen zu vermeiden und Folgeerscheinungen möglichst zu vermeiden.